Motorisierte Deklinations-Achse für Star Adventurer
Irgendwie ist das Thema "Reisemontierung" ein großes Steckenpferd bei
mir. Angefangen hat es mit dem AstroTrac, dem ich kurz vor einem
Namibia-Trip noch schnell eine improvisierte DE-Achse im
Barndoor-Design verpasst habe: Siehe hier...
Dann fing der AstroTrac aber an, mich zu nerven - vor allem wegen der
begrenzten Laufzeit und der Notwendigkeit, nach zwei Stunden neu
anzusetzen. Zum Glück erschien zu dem Zeitpunkt eine neue
Reisemontierung von SkyWatcher, die dieses Manko nicht hatte.
Allerdings basiert der Star Adventurer auf einem nicht allzu perfekten
Schneckentrieb, der lange nicht so genau nachführt, wie es der
AstroTrac mit seinem Tangential-Antrieb schafft. Umso wichtiger ist
beim Star Adventurer das Guiding - aber Guiding in nur einer Achse
bringt es nicht wirklich. Vor allem auf Reisen in Äquatornähe kann man
mit lauwarmen Nächten und mit dementsprechend rauschenden DSLR-Kameras
rechnen. Und da ist nicht nur das Guiding, sondern ebenso das Dithering
sehr wichtig.
Der erste Ansatz, dem Star Adventurer das zweiachsige Guiden
beizubringen, basierte auf dem (im Kit) dazu gehörigen
Deklinationsteil, der ebenfalls einen kleinen Schneckentrieb hat. Den
habe ich einfach mit einem Schrittmotor versehen und eine kleine
Steuerung auf Arduino-Basis gebaut. Nach mehreren Versuchen habe ich
den Plan aber wieder aufgegeben. Der Deklinations-Schneckentrieb, den
SkyWatcher da liefert, ist wirklich nur für eine Handverstellung
geeignet. Zuviel Spiel und durch die Lagerung des Schneckenrades auch
noch sehr ungleichmäßig verteilt. Da war auch mit einem
programmierbaren Spielausgleich nur sehr mühsam mit zu arbeiten.
Also habe ich mich wieder dem Tangential-Antrieb zugewandt. Denn was
beim AstroTrac (in RA) ein Nachteil ist, spielt in DE überhaupt keine
Rolle und man wird ohnehin nie eine Goto-Montierung aus dem Star
Adventurer machen. Der Tangential-Trieb ist in DE sogar von Vorteil, da
er im Gegensatz zum Schneckentrieb beinahe spielfrei herzustellen ist.
Also habe ich mich einfach mal an die Konstruktion einer
Deklinations-Achse mit Tangential-Antrieb gemacht...
Einiges daran mag ein wenig klobig erscheinen - im Zusammenbau mit dem
Star Adventurer bleiben die Proportionen aber halbwegs gewahrt:
Leider ist das ABS-Material aus dem 3D-Drucker in der Festigkeit nicht
mit Aluminium o.ä. vergleichbar, so dass man schon eine gewisse
Wandstärke vorsehen muss. In Punkto Gewicht ist die Proportion ähnlich
geraten: Der Star Adventurer selbst (nur RA) wiegt 1,2kg, während es
der Deklinationsteil (ohne Gegengewichtsstange) auf 1,8kg bringt. Ich
denke, das ist noch tolerierbar.
Die Steuerung des Ganzen ist denkbar einfach. Das ST4-Kabel geht
zunächst in die Steuerbox der Deklinations-Einheit. Die RA-Signale
werden auf eine zweite Buchse durchgeschliffen, welche direkt mit dem
Star Adventurer verbunden wird. Bleiben zwei Eingänge für die
ST4-Signale in DE, zwei Eingänge für Schnellgang-Tasten (nun ja, was
der kleine Stepper so hergibt;-) und die 4 Ausgänge für den Stepper.
Das schafft ein Arduino-Nano mit Links:
#include <Stepper.h>
unsigned long StepDelayFaktor = 1000;
int Mot_1
= 6;
int Mot_2
=
8;
int Mot_3
= 7;
int Mot_4
= 9;
int stepsPerRevolution = 2400;
int Button1 = 10;
int
Button2
= 11;
int
DEplus
= 4;
int DEminus = 5;
Stepper myStepper(stepsPerRevolution, Mot_1,Mot_2,Mot_3,Mot_4);
void setup() {
pinMode(Mot_1, OUTPUT);
pinMode(Mot_2, OUTPUT);
pinMode(Mot_3, OUTPUT);
pinMode(Mot_4, OUTPUT);
pinMode(Button1, INPUT_PULLUP);
pinMode(Button2, INPUT_PULLUP);
pinMode(DEplus, INPUT_PULLUP);
pinMode(DEminus, INPUT_PULLUP);
myStepper.setSpeed(1);
}
void loop () {
if (digitalRead(Button1)==LOW) {
myStepper.setSpeed(3);
myStepper.step(-1);
}
if (digitalRead(Button2)==LOW) {
myStepper.setSpeed(3);
myStepper.step(1);
}
if (digitalRead(DEplus)==LOW) {
myStepper.setSpeed(1);
myStepper.step(1);
delay(150);
}
if (digitalRead(DEminus)==LOW) {
myStepper.setSpeed(1);
myStepper.step(-1);
delay(150);
}
}
Für den ersten Test in freier Wildbahn habe ich meinen kleinen 65/420mm
Refraktor mit der 6D und einem zweiten Objektiv mit MGEN zum Guiden
aufgesattelt.
Als Gegengewicht reicht ein LI-Powerpack auf der ebenfalls
modifizierten Gegengewichtsstange schon fast aus, womit auch die
Stromversorgung bereits sichergestellt ist. 2x USB für Star Adventurer
& Deklinations-Einheit + 12V für den MGEN. Alles zusammen zieht ca.
1A, so dass die 30000mAH für eine Nacht reichen sollten.
Die Kalibration des MGEN lief hervorragend - ein sauberes "L" mit
gleich langen Schenkeln. Kaum Spiel in Deklination feststellbar :-)
Ein erstes Testbild (4x10min) zeigt noch
leicht verzogene Sterne. Die sind allerdings weder in
Deklinations-Richtung verzogen, noch in RA. Ich denke, bei 10min
Belichtungszeit handelt es sich eher um eine Leitrohr-Drift.
Sobald das Wetter es zuläßt, werde ich es nochmal mit einem OAG
versuchen. Auch werde ich es nicht bei dem kleinen Refraktor mit 420mm
Brennweite belassen. Mal sehen, was man der Konstruktion zumuten kann -
einen 100/700er Refraktor? Ein 6"RC? Oder gar ein 8"RC?
To be continued...