Bedienungsanleitung
SWMT Schlechtwettermontierungstester V1.3a
Ja - zugegeben, der Name ist ein wenig krank. Manchmal nervt mich halt das ewige Neudeutsch...
Nach dem Kauf einer Montierung sollte man zunächst den Schneckenfehler vermessen, um sie, sollte er zu schlecht sein, innerhalb der normalen Rückgabefrist von 2 Wochen an den Händler zurückschicken zu können.
Leider ist nicht immer sichergestellt, dass man innerhalb dieser 2 Wochen auch einen Stern zu sehen bekommt. Mit SWMT geht das ganz einfach ohne gutes Wetter und bequem im Warmen.
Außerdem kann man in Ruhe die Guiding-Parameter einstellen und bei Bedarf eine PEC-Funktion trainieren, ohne dabei vom Seeing gestört zu werden.
Und hier kann man sich das Programm herunterladen: http://www.watchgear.de/SWMT/SWMT.exe
Vorgehensweise:
Man benötigt:
a) Die Montierung mit Leitrohr und Leitkamera
b) Den Rechner, der die Montierung steuert und die Leitkamera abfragt
c) Einen weiteren Rechner, auf dem SWMT läuft. Theoretisch ginge auch beides auf einem PC, aber dafür müsste das Kabel der Leitkamera die Strecke zwischen der Montierung und diesem Rechner überbrücken können, was meistens nicht möglich ist.
d) Am besten geht es, wenn man noch eine Fernwartungsmöglichkeit (VNC, Dameware, etc.) hat, mit dem man den zweiten Rechner (SWMT) vom ersten (Montierung) aus steuern kann.
e) Auf dem Rechner mit SWMT muss das .NET-Framework 1.1 installiert sein.
Der Rechner mit SWMT, bzw. dessen Monitor muss möglichst exakt im Süden der Montierung aufgestellt werden. Mit Süden ist natürlich nicht die Himmelsrichtung gemeint, sondern die Parallelität zur Stundenachse.
Die Entfernung zwischen Montierung und Bildschirm sollte ca. 5m betragen.
Da die Entfernung zur Lichtquelle in diesem Fall nicht unendlich ist, muss das Leitrohr extrem anders fokussiert werden. Dafür sind im Normalfall ein paar Verlängerungen nötig. Für die Bestimmung des Schneckenfehlers ist außerdem zu beachten, dass der Abbildungsmaßstab der Leitkamera dadurch verändert wird. Die bei der PE-Bestimmung zu berücksichtigende Leitrohrbrennweite beträgt:
A*F
A-F
Wobei F die Brennweite des verwendeten Leitrohrs und A der Abstand zwischen Leitrohr und Bildschirm ist. Beides natürlich in der gleichen Einheit.
Bei einer Leitrohrbrennweite von 600mm und 5m Abstand beträgt der Wert, den man bei der PE-Messung für die Brennweite eingeben muss also 681,82mm
SWMT ist in VB.NET geschrieben und nutzt die ganz normalen Routinen zur Grafikdarstellung. Dabei ist es leider nicht vorgesehen, künstliche Sterne sanft über den Bildschirm wandern zu lassen. Man kann das entweder mit Sprites machen, die aber nur um ganze Pixel verschoben werden können, oder man zeichnet den Stern immer wieder neu und aktualisiert die PictureBox, in der er erscheint. Diese Aktualisierung zeichnet immer die gesamte PictureBox neu und deshalb ist es aus Timinggründen wichtig, diese PictureBox so klein wie möglich zu halten. Je schneller der Rechner und je kleiner die PictureBox, desto ruhiger läuft der künstliche Stern.
Man sollte natürlich die gesamte Bildschimbreite ausnutzen, das Fenster aber nur so hoch einstellen, das bei der Bewegung des Leitrohrs in RA über den Bildschirm die oberen und unteren Begrenzungen der schwarzen Fläche nicht ins Bild kommen.
Der künstliche Stern muss am Bildschirm eine Bahnkurve abfahren, die der Bewegung das Leitrohrs entspricht. Um diese Bahnkurve ohne große Rechnerei bestimmen zu können, werden zunächst einige Punkte darauf digitalisiert.
Dazu braucht man auf dem Montierungsrechner ein Programm zur Darstellung des Leitrohrbildes, das ein Fadenkreuz einblenden kann. Ich benutze dafür K3CCDTools.
Man fährt nun das Leitrohr zunächst ganz nach Links (RA-), bis die linke Begrenzung des schwarzen Feldes ins Bild kommt. Jetzt beobachtet man das Bild der Leitkamera (mit Fadenkreuz) und klickt auf dem SWMT-Rechner möglichst genau in die Mitte des Fadenkreuzes (deshalb das Fernwartungs-Tool).
Dann fährt man jew. ein Stück nach Rechts und wiederholt das ganze.
Wenn man das einmal über die ganze Strecke von links nach rechts gemacht hat, sollte das Bild ungefähr so aussehen.
Falls die Kurve sehr unsymmetrisch ist, d.h. an einer Seite abfällt oder steigt, ist das ein Zeichen, dass der Bildschirm nicht im Süden der Montierung steht. Ist die Unsymmetrie stark, sollte man das zunächst korrigieren.
Mit den Reglern für die Bahnkurve passt man nun die zunächst waagerechte Linie den digitalisierten Punkten an. Dazu ist es am einfachsten, wenn man die Kurve zuerst mit „Verschiebung Y so verschiebt, dass sie den obersten der digitalisierten Punkte schneidet. Dann verstellt man die Krümmung, bis die Abweichung der äußeren Punkte links und rechts von der Kurve identisch ist. Zum Schluss verschiebt man die Kurve in X-Richtung, bis dass sie mit den Punkten zur Deckung kommt.
Update:
Es gibt jetzt auch einen Button, um die Bahnkurve automatisch
interpolieren zu
lassen. Das funktioniert aber nur bei einer
„sinnvollen“
Kurve, deren Maximum
zumindest noch auf dem Schirm ist. Eine Kurve, bei der das nicht der
Fall ist,
weißt darauf hin, dass sich der Bildschirm nicht im
Süden
der Montierung
befindet.
Einstellung der Sterngeschwindigkeit
Wenn man nun den Start-Button drückt, beginnt der künstliche Stern auf der zuvor definierten Bahnkurve entlang zu laufen. Das tut er jedoch nicht in ganzen Pixeln, sondern in Pixelbruchteilen, was mit einem Graustufenverlauf erreicht wird. Man sollte das Leitrohr nicht ganz scharf stellen und die Helligkeit ziemlich weit aufdrehen, damit die Leitkamera die Pixelverschiebungen innerhalb des Sterns nicht mitbekommt.
Die Sterngeschwindigkeit wird aus der angenäherten Bahnkurve berechnet. Zumindest theoretisch beschreibt diese ja in 86164s (siderischer Tag) einen Kreis von 360°. Durch die, der Bahnkurve angenäherte Kreisfunktion wird das Kreissegment berechnet, aus dem die Bahnkurve besteht und somit die Zeit, die für das Ablaufen der Bahnkurve benötigt wird.
Leider stimmt das aber nur beinahe. Zum einen ist der Kreis kein Kreis, sondern - abhängig von der Position des Bildschirms zur Stundenachse – eine Ellipse. Zum anderen kann man die Bahnkurve gar nicht 100%ig exakt annähern.
Fährt man das Leitrohr nun auf den laufenden Stern, wird man deshalb feststellen, dass die Geschwindigkeiten noch nicht genau übereinstimmen. Zur Korrektur der Sterngeschwindigkeit gibt es deshalb ebenfalls einen Regler.
Durch Klicken auf Stop wird der Stern angehalten. Drückt man danach wieder auf Start, beginnt er seine Bahn von vorne. Man kann jedoch auch während des Laufes in das Fenster klicken, wodurch der Stern auf die entsprechende Position seiner Bahnkurve gesetzt wird und von dort aus weiterläuft.
Beim Beenden des Programms werden die eingestellten Parameter Fenstergröße, Geschwindigkeitskorrektur und die Bahnkurven-Parameter in eine INI-Datei gesichert und bei Programmstart wieder ausgelesen. Man muss nach einem Neustart also nicht ganz von vorne anfangen – vorausgesetzt, man hat die Position des Bildschirms zur Montierung nicht verändert.
Update: Auch die Punkte der Bahnkurve werden gespeichert und können bei Bedarf über den Button „Punkte löschen“ entfernt werden.