The
Rocky Palma Picture Show
Normalerweise
fotografiere ich vom
heimischen Hof unter leidlichen Bedingungen. Darüber hinaus
geht
es einmal im Jahr auf eine Astrotour. In den letzten Jahren war das
Ziel immer eine Hütte in den Dolomiten, wo mich jedoch immer
stärker ein Berg nervte, der leider genau im Süden
steht.
Außerdem war auch in den Dolomiten selten Verlass
auf‘s
Wetter.
Wenn man an dem Punkt
ist, wird
eigentlich eine Reise nach Namibia fällig. Das ist mir aber
eigentlich zu teuer und vor allem habe ich Angst, die Hütte
zuhause nie wieder aufzumachen, wenn ich einmal den namibianischen
Himmel gesehen habe. Der Kompromiss war also La Palma, wo die
Bedingungen durchaus ebenso gut sein sollen - schließlich
haben
sich diverse Großteleskope auf La Palma angesiedelt.
Die große
Herausforderung war,
das Equipment für die Astrofotografie (ohne
Übergepäck
zu zahlen) flugreisetauglich zu bekommen. Das war durchaus
möglich
- allerdings nur, weil meine Freundin (die von der Idee nicht sehr
begeistert war) mitkam und wir Kleidung etc. für eine Woche
und
zwei Personen in einen Koffer gestopft haben und der zweite Koffer und
das Handgepäck für das Astroequipment zur
Verfügung
stand.
Die Ausrüstung
bestand aus:
- Vixen GP mit FS2
- Als Hauptoptik:
William 72FD mit Atik 16HR
- Als Gegengewicht:
Canon 400/5,6L mit EOS 40D
- Als Leitrohr: Walimex
500/8 mit ALccd5 und Exzenter
- Sigma APO 180/5,6
- Zenitar Fisheye 16/2,8
- Notebook
In Aktion sieht die
ganze Mimik so aus:
Als Domizil auf La Palma
hatte ich
mir eine Appartment-Anlage am Südzipfel (Fuencaliente) in
einem
Örtchen namens Los Qemados ausgesucht. Ich dachte, das
wäre
nur konsequent - wenn man am Südhimmel fotografieren will,
fährt man am besten ganz in den Süden.
Natürlich stellte
sich das schnell als Fehler heraus, vor allem, weil ich jetzt wieder
einen Berg im Süden hatte - genau wie in den Dolomiten. Zum
Glück nicht ganz so hoch...
Wie man sieht, konnte
man das Wetter
am ersten Abend vergessen - zumindest dachte ich das. Egal - wir waren
morgens sehr früh aufgestanden, um zum Flughafen zu fahren und
ich
hätte eh nicht lange durchgehalten.
Am nächsten Tag
ging es zu
allererst auf den Roque de los Muchachos, vor allem, um einen guten
Beobachtungsplatz auszuspähen und die die Geräte der
Profis
anzuschauen. Beides - der Berg an sich, wie auch die Observatorien
waren sehr beeindruckend.
Der Cheffe vom Roque ist
übrigens nicht, wie oft behauptet, ein dänischer
Astronom, sondern...
Das coolste am Roque
sind aber zweifellos die beiden freistehenden Multisegment-Spiegel des
„Magic Telescope“.
Abends wieder im
Appartement sah der
Himmel zwar etwas besser aus, zog sich dann gegen Abend aber immer
weiter zu. Es reichte gerade noch für einen hübschen
Sonnenuntergang und dann wäre ich fast schon ins Bett gegangen.
Als ich aber
für die
Gute-Nacht-Kippe später nochmal raus ging, war es zumindest im
Süden plötzlich superklar. Also habe ich die Monti
aufgestellt, wobei ich allerdings eine Weile warten musste, bevor sich
Polaris im Norden mal durch die Wolken zeigte. Danach habe ich mich
sofort auf mein Hauptziel gestürzt: Centaurus A
Das sind 8x10min
Luminanz mit 72FD +
Atik 16HR und parallel dazu 8x10min für RGB mit anon 400/5,6 +
40D. Am nächsten Tag bei der Bearbeitung habe ich gesehen,
dass
die Sterne doch ziemlich eirig sind. Die 10min sind für die
Montierung - vor allem wegen der sehr kreativen Anordnung des Leitrohrs
- offensichtlich zu viel.
Da sich Centaurus A
ziemlich schnell
in Richtung zum immer noch stark bewölkten
Südwest-Horizont
verabschiedete, habe ich danach mit dem 180er Tele 3x10min auf Antares
gehalten, der gerade über dem Vulkan San Antonio aufging.
Zur zweiten
Nachthälfte stieg
dann die südliche Milchstrasse über den Vulkan.
Zunächst
habe ich geflucht, weil ich dachte, dass sich nun auch der
Süden
mit Wolken zuzog. Als die Wolken sich aber nicht weiterbewegten,
würde mir klar, dass es die Milchstrasse ist. Der absolute
Oberhammer!
Also habe ich das
Fisheye
aufgeschnallt, einen frischen Akku in die 40D gepackt und die
Montierung laufen lassen, während ich ins Bett bin...
Am nächsten Tag
stellte sich
dann heraus, dass Astroreisen mit Frauen nicht nur Vorteile
hinsichtlich des Gepäcks, sondern auch Probleme in Punkto
Tagesgestaltung mit sich bringen. Ich hätte ja den halben Tag
verpennt, um Abends wieder fit zu sein. Madame bestand jedoch darauf,
zu tun, was Nicht-Astronomen auf La Palma zu tun pflegen - wandern.
Wobei - da die Insel eigentlich ein Berg im Meer ist - wandern hier
eigentlich immer mehr oder weniger kraxeln bedeutet. Zudem befindet man
sich entweder unter, über, oder mitten in den Wolken. Die
erste
Wanderung war auf 1400m und somit in den Wolken. Nachdem wir
völlig nass waren, ging es wieder ins Appartment. Mittlerweile
gingen die Wolken aber runter bis auf's Meer und es regnete in
Strömen.
Ich musste das Bild ein
wenig
quälen - aber ich denke, man sieht, was ich meine. Das Wetter
auf
La Palma hat mich überhaupt negapositiv überrascht.
Tagsüber fast immer bedeckt, manchmal auch Regen und saukalt.
Nachts im Süden immer klar, während im Norden und
Westen
ständig Wolkenbänke ziehen. Keine Ahnung, ob das
symptomatisch für La Palma im Mai ist...
Jedenfalls ging es
Nachts wieder zur
Sache. Angefangen wieder mit Centaurus A - dieses Mal aber mit 10x5min
in der o.g. Kombination.
Auch Antares musste
wieder herhalten - dieses Mal aber als Closeup 8x5min mit dem 400er
Tele.
Danach folgte ein LRGB
(L:10x5min
Bin1, RGB: 5x2,5min Bin2) von M20. Ich hätte wohl im Blaukanal
etwas besser fokussieren sollen...
Zum Schluss dann wieder
mit dem Fisheye in die Milchstrasse. 20x3min bei Blende 5,6
Am nächsten Tag
hing ich dann so
richtig in den Seilen. Völlig übermüdet, mit
Muskelkater
vom Vortag bin ich bei der anstehenden Wanderung - die noch erheblich
kraxeliger als am Vortag war - so richtig abgekackt. Zum Glück
hatte mein Weibchen Mitleid mit mir und so durfte ich am Nachmittag ein
Weilchen an der Matraze horchen, was mich für Nachts wieder an
Deck brachte.
Normalerweise kann ich
Sternhaufen ja
nichts abgewinnen - aber den Sternhaufen an sich, Omega Centauri, kann
man ja einfach nicht ignorieren. Also in bewährter Manier mit
Luminanz von der Atik und Farbe von der Canon - zumindest mal 5x5min:
Trotz fehlender
Brennweite (nur
430mm) habe ich mich dann noch an eine Galaxie gewagt. M83 werde ich
wohl so schnell nicht wiedersehen:
Zum Abschluss wollte ich
nicht wieder
die Milchstrasse mit dem Fisheye bewerfen, sondern habe stattdessen das
180er Tele genommen und auf die Region um M8 und M20 gehalten. Vor
allem die Sternwolken im Zentrum unserer Galaxie haben es mir angetan:
Den nächsten
Tag haben wir dann
bei Regen und Schweinekälte so richtig abgegammelt und auch
Abends
konnte ich mich nicht motivieren, irgendwas in Angriff zu nehmen,
obwohl der Himmel wieder gewohnt gut war. Stattdessen habe ich mir
vorgenommen, die nächste Nacht dann doch am Roque zu
verbringen.
Das wäre ja ein echter Weichei-Bericht, wenn nicht eine
durchfrorene Nacht im Sturm auf dem höchsten Punkt der Insel
dabei
wäre...
Also - am
nächsten Abend
ziemlich früh rauf auf'n Berg. Den besten Platz hatte ich mir
mit
etwas Hilfe von GoogleEarth schon vorher ausgeguckt. Ca. 200m unterhalb
vom Roque de los Muchachos mit freiem Blick nach Süden (und -
wen's interesiert auch nach Norden). Es sieht schon bombastisch aus,
wie die Wolken sich im Vulkankessel stauen.
Zum Glück war
ich schon sehr
früh - gegen 18:30 Uhr dort. Der Platz ist wirklich sehr
beliebt
und kaum hatte ich die Monti stehen, tauchte eine Horde von 16
Franzosen auf, die etwas sparsam zur Kenntnis nahmen, dass ich den
besten - weil windgeschützten - Platz schon belegt hatte.
Trotzdem hatte ich viel
Spaß
mit den Franzosen und wir haben gemeinsam die Daumen gedrückt,
dass es mit dem Wetter hinhaut. Das war aber offensichtlich nicht der
Fall. Obwohl wir einen kurzen Lichtblick hatten, als die Profis
pünktlich zum Sonnenuntergang die Kuppel öffneten.
Die müssen es
ja schließlich wissen. Denkste...
Wir haben dann bis 0:00
Uhr gewartet,
ob der Himmel noch aufreisst und dann leicht frustriert eingepackt.
Hier noch das beste Astrofoto von der Nacht am Roque und das letzte aus
La Palma
Hier sieht man, dass es
sogar auf La
Palma so etwas wie Lichtverschmutzung gibt. Vorne direkt hinter dem
Kraterrand die Lichtglocke von El Paso und Los Lianos. Dahinter in der
Ferne sieht man La Gomera. Ganz links, wo die Wolken über die
Caldera schwappen, sieht man die Lichtglocke der Hauptstadt Santa Cruz.
Zum Schluss noch eine
Anmerkung zu
nicht-astronomischen, sondern gastronomischen Aspekten. Wer im Mai nach
La Palma fährt, sollte darauf vorbereitet sein, dass hier
absolut
nichts los ist. Das betrifft leider auch die Restaurants. Wenn man
überhaupt irgendwo offenen Türen findet, ist man
normalerweise der erste und letzte Gast der Woche. Das Essen stammt
dementsprechend aus Mikrowelle und Friteuse. Zumindest trifft das auf
die drei Restaurants zu, die wir in der Woche besucht haben. Danach
haben wir uns lieber aus dem Supermarkt ernährt. Besser man
kombiniert den Frühlings-Astrourlaub auf La Palma gleich mit
einer
Diät...