Focuser-Anleitung V1.2 Stand 29.11.06
1. Einleitung
Der Sinn dieses Programms ist es, bei nicht 100% farbreinen Refraktoren einen Fokuspunkt zu finden,
in denen der Sterndurchmesser in Rot, Grün und Blau annähernd gleich groß ist. Dadurch werden Farbsäume vermieden. Natürlich gibt es auch einen S/W-Modus für eine Fokussierung von z.B. Spiegeloptiken, ohne Berücksichtigung der Farbkanäle.Bei apochromatischen Refraktoren ist es zwar eigentlich Pflicht, dass die Brennpunkte von drei Wellenlängen in einem Punkt liegen – diese Wellenlängen liegen aber nicht unbedingt in R, G und B. Typischerweise sieht das dann of so aus:
Der gewählte Fokuspunkt ist in Rot und Grün annähernd gleich
scharf. In Blau hingegen liegt der Fokus anders, weshalb der Stern im blauen
Kanal einen wesentlich größeren Durchmesser hat. Daraus folgt eine
Sternabbildung ähnlich der „Zeilscheibe“, bei der durch den unscharfen
blauen Kanal ein blauer Farbsaum um den Stern entsteht. Besser wäre z.B. der
Fokuspunkt, der in der Grafik durch den senkrechten Strich gekennzeichnet ist.
Hier sind zwar auch nicht alle Kanäle scharf, haben aber ungefähr den gleichen
Sterndurchmesser – erzeugen also keinen Farbsaum.
Bei der manuellen (visuellen) Fokussierung ist es nur durch Glück möglich,
diesen Punkt zu erwischen. Dadurch, dass unser Auge im grünen Spektrum ungleich
empfindlicher ist, als in Rot und Blau, sehen wir bei der visuellen Fokussierung
(auch z.B. mit Messerschneide) nur grün.
Da ich mich zum einen nicht mit irgendwelchen SDKs herumschlagen wollte und das Programm zum anderen möglichst universell einsetzbar sein sollte, kann es keine Kamera direkt ansteuern. Es überwacht stattdessen ein Verzeichnis, ob dort JPG-Dateien auftauchen. Wenn ja, werden diese analysiert und in ein Unterverzeichnis „Old“ verschoben. Dieses Old-Verzeichnis wird automatisch angelegt.
2. Testmodus
Der Testmodus ist für Trockentests gedacht, die nicht live am Teleskop stattfinden, sondern mit einer vorher schon aufgenommenen Belichtungsreihe. Es kann sehr aufschlussreich sein, sich eine solche Belichtungsreihe in Ruhe anzuschauen, um die Qualität der verwendeten Optik zu beurteilen. Zu diesem Zweck setzt man als erstes nach dem Programmstart das Häckchen bei „Testmode“ und verfährt dann weiter wie unter 3. Man bekommt dann ein extra Fenster, in dem man zwischen den einzelnen Bildern hin- und herschalten kann, ohne dass diese ständig in einen Old-Ordner verschoben werden. Wer mag, kann sich eine entsprechende Beichtungsreihe herunterladen unter:
http://www.watchgear.de/Focuser/Test_Images.zip
3. Fokussieren
3.1 Bildaquisition
Wie schon geschrieben, steuert das Programm die Kamera nicht direkt an. Man muss also zunächst die mitgelieferte Software der Kamera dazu bringen, die geschossenen Bilder in einem bestimmten Verzeichnis abzulegen. Bei Canon DSLRs gibt es dazu das Programm EOS Capture, das in Verbindung mit dem Zoom-Browser (300D) oder dem EOSViewerUtility (20D) funktioniert. Vor dem Auslösen der Kamera sollte man ein Verzeichnis ohne Leerzeichen im Pfad auswählen. Dort werden dann die Bilder abgelegt, die entweder durch EOS-Capture, oder per Fernauslöser ausgelöst werden.
Mit NikonCapture geht das ähnlich.3.2 Einstellungen
Neben dem Testmodus gibt es noch weitere Einstellungen, die man aber auch während der Fokussierung noch ändern kann. Das aktuelle Bild wird dann jew. neu analysiert.
3.2.1 Focusmode
Für die oben beschriebene Refraktor-Fokussierung zur Vermeidung von Farbsäumen wählt man den Color-Modus. Dann werden in allen Auswertungen die Kanäle R,G, und B einzeln betrachtet. Für die Fokussierung einer farbreinen Optik, bei der es nur um den kleinstmöglichen Sterndurchmesser, bzw. FHWM-Wert geht, kann man auf den B/W-Modus umschalten, in dem alles gemittelt in einer schwarz-weißen Darstellung erscheint.
3.2.2 Analyzemode
Die Analyse der Helligkeitsverlaufs (recht unten) kann symmetrisch (horizontal und vertikal gemittelt), entlang der horizontalen Mittelachse, entlang der vertikalen Mittelachse, oder dreidimensional erfolgen.
3.3 Ordnerauswahl
Über den Button „Select picture folder“ wird das Verzeichnis mit den zu analysierenden Bildern ausgewählt. Der Pfadname sollte keine Leerzeichen enthalten. Im Testmodus werden die darin enthaltenen Bilder in einer Liste zum Auswählen angezeigt. Ansonsten werden die Bilder automatisch nach der Analyse in den Ordner Old verschoben. Wenn derselbe Ordner wie beim letzten Fokussieren benutzt werden soll, reicht es auf „Use last folder“ zu klicken.
3.4 Sternauswahl
Wenn nun das erste Bild im Hauptfenster angezeigt wird, muss als nächstes ein Stern zum Fokussieren ausgewählt werden. Dazu gibt es einiges zu erzählen:
- Lage im Bildfeld
Natürlich hat jede Optik Fehler und diese Fehler werden eigentlich
grundsätzlich schlimmer, je näher man dem Rand des Bildfeldes kommt. Es ist
also sinnvoll, einen Stern in der Bildmitte zu wählen.
- Größe/Helligkeit des Sterns
Bei der Farbfokussierung geht es um die Vermeidung von Farbsäumen. Ergo sollte
diese Fokussierung an einem hellen Stern erfolgen, der später im fertigen Bild
auch einen Farbsaum hätte. Kleine dunkle Sterne haben das im Allgemeinen nicht.
Außerdem geht es ja daran, die Durchmesser-Unterschiede in den einzelnen
Kanälen zu beurteilen. Diese Unterschiede sind natürlich relativ zur
Gesamtgröße des Sterns und somit an einem großen Stern besser zu beurteilen.
Man sollte für die Farbfokussierung also einen wirklich hellen Stern in die
Bildmitte holen und die Belichtungszeit während der Fokussierung so wählen,
dass dieser Stern bereits ausgebrannt ist. Im Schwarz-weiss-Modus reicht
auch ein kleiner Stern für die Fokussierung.
- Einzelner Stern
Für die Analyse ist es wichtig, zunächst den exakten Mittelpunkt des Sterns zu
bestimmen. Dafür ist es hilfreich, wenn der Stern bei der Auswahl möglichst
genau getroffen wird. Ist der gewählte Stern in der vergrößerten Darstellung
(rechts oben) nicht alleine, sondern sind weitere helle Stern zu sehen,
verschieben diese u.U. den Helligkeits-Schwerpunkt des Analyse-Bereichs und
verfälschen das Ergebnis. Man erkennt das daran, dass der Stern nicht in der
Mitte des Fadenkreuzes bleibt. In diesem Fall sollte man einen anderen Stern
wählen.
3.5 Fenster
3.5.1 komplettes Bild / Sternauswahl
In diesem Hauptfenster wird das komplette Bild in 100%-Skalierung angezeigt. In diesem Fenster kann horizontal und vertikal gescrollt werden. Es sollte zur Fokussierung ein Stern aus der Mitte gewählt werden.
3.5.2 vergrößerte Sterndarstellung
Hier wird der Stern 10-fach vergrößert dargestellt. Er sollte sich immer in der Mitte des Fadenkreuzes befinden. Wandert er dort hinaus, sollte ein anderer Stern gewählt werden.
3.5.3 synthetisierte Sterndarstellung
Hier werden die errechneten Sterndurchmesser (FWHM) der drei Farbkanäle synthetisch nachgezeichnet. Der Kanal mit dem größten Sterndurchmesser liegt dabei immer im Hintergrund und der mit dem kleinsten Sterndurchmesser im Vordergrund. Der Maßstab wird automatisch so gewählt, das der Stern, wie er im ersten analysierten Bild erscheint, bildfüllend dargestellt wird.
3.5.4 Helligkeitsverlauf des Sterns
Hier wird der Stern in seiner Helligkeitsverteilung in den drei Kanälen dargestellt. Welche Art der Darstellung man hier bevorzugt, ist Geschmackssache. Interessant sind vor allem „Unterschwinger“ im Helligkeitsverlauf eines Kanals, der die Farbsäume, die ein anderer Kanal erzeugt, noch wesentlich verstärkt. Hier zu sehen im Grünkanal
3.5.5 Fokussierungsverlauf
Hier wird der Verlauf der Sterndurchmesser in den drei Kanälen während der Belichtungsreihe dargestellt. Der Farbfehler ist an der Stelle am geringsten, an der der Abstand der Linien am geringsten ist. Das kann aber auch bedeuten, dass der Stern in allen drei Kanälen sehr unscharf ist. In diesem Beispiel lässt sich z.B. kein optimaler Fokus finden, da das Bild bei der optimalen Annäherung der Kanäle zu unscharf ist und die Kanäle danach kontinuierlich auseinander laufen.
Zwei komplette Fokusreihen habe ich als Screenshots abgelegt. Die erste zeigt eine Optik, mit der es sehr sinnvoll ist, über die Farbfokussierung einen optimalen Fokus zu suchen:
http://www.watchgear.de/Focuser/Reihe1.jpg
Die zweite Optik hat zwar zwei Farbkanäle, die – wie es sich für einen 2-linsigen ED gehört – über einen weiten Bereich parallel verlaufen. Der dritte macht aber eine Fokusoptimierung sinnlos.
http://www.watchgear.de/Focuser/Reihe2.jpg
Dieser Optik kann aber ebenfalls geholfen werden. In der Reihe „Kampf der Chromäsie“ erscheint bald das nächste Programm, mit dem Farbfehler nachträglich beinahe rückstandslos entfernt werden können
Diese Anleitung im PDF-Format gibt es hier: http://www.watchgear.de/Focuser/Focuser.pdf
Das Programm selbst gibt es hier: http://www.watchgear.de/Focuser/Release.zip